Muttivation vs. Inspiration

Wenn es um Motivation geht, denke ich gerne an Muttivation. Ich hab bei einem Freund ein schönes Zitat gelesen „Die besten Geschichten beginnen mit Mut“. Ich sag ja immer „Die besten Geschichten beginnen mit Mutti“, denn wir verdanken ihr nicht nur unser Leben, oft sind es auch die Erinnerungen aus der Kindheit, die uns nachhaltig geprägt haben. Vielleicht kannst du mir beipflichten, wenn ich schreibe: Mutti hatte ganz schön oft recht.

Nehmen wir ein banales Beispiel: der Schal. Sobald es auch nur etwas frisch wurde, ging es nicht ohne ihn vor die Tür. Also nicht, weil ich es wollte, sondern, weil Mutti darauf bestand. Es könnte viele Gründe gehabt haben, warum wir das nicht wollten: Der selbstgestrickte Schal kratzte, es war uncool (“die anderen müssen das auch nicht”), oder wir verweigerten es einfach aus Prinzip (“ich bin selber groß”). Heute tragen wir ihn ganz selbstverständlich und geben das „Zieh deinen Schal an“ vielleicht selber an unsere Kinder weiter, die sich dann ebenfalls wie wir früher, gerne querstellen.

Ich mag diese Analogie der Muttivation und Motivation. Zugegeben, ist das Beispiel mit dem Schal wirklich banal, aber ich denke, du hast auch so eine Mutti-Erinnerung, bei der du dir heute denkt: „Da hatte sie recht“ oder vielleicht sogar „Ach, hätte ich das früher schon verstanden“.

Die inflationäre Verwendung von Motivation

Mit der Motivation ist das so eine Sache. Denn immer, wenn ich Motivation lese oder höre, habe ich so ein kleines Grummeln in der Bauchregion. Vielleicht liegt es an der inflationären Verwendung des Wortes und was damit verbunden wird. Du kennst sie sicher auch, diese Motivationssprüche auf Kalendern, Postkarten oder seit ein paar Jahren auch top in Mode diese Wandtattoos.

Einer der Klassiker: 

Muttivation par exellence: Carpe Diem als Motiavationsspruch ohne den Sinn zu verstehen

Lena Meyer-Landrut sagte im Interview mit Frank Elstner, dass dies wohl das schlimmste Lebensmotto überhaupt sei. Kurz danach aber auch, dass es ihr Ziel ist “Jeden Tag danach zu streben, so glücklich wie möglich zu sein”. Ist es nur Wortklauberei? Ist Carpe Diem (hier als Symbol für Motivation) einfach zu abgedroschen und es geht eigentlich darum, dass viele es sagen, es aber so nicht meinen und es damit gar nicht erst ernst genommen werden kann? Bei einem bin ich mir sicher: Wer Carpe Diem nicht verstanden hat, dem hilft es auch nicht diesen Spruch tagtäglich an der Wand zu sehen. Wie es uns als Kind nicht gereicht hat, dass Mutti gesagt hat “zieh den Schal an”. Denn diese Motivation oder eben Muttivation alleine reicht nicht aus. 

Motiwaytion: Motivation in Bewegung

Motivation stammt aus dem Lateinischen (movere – bewegen) und laut wissenschaftlicher Definition ist es die “Richtung, Intensität und Ausdauer einer Verhaltensbereitschaft hin zu oder weg von Zielen”. Also ist jemand in Bewegung; ich würde es somit als Motiwaytion bezeichnen. Aber wie kommt man erst einmal dahin, diesen Weg zu gehen? Ein Synonym für Motivation ist Ansporn. Das passt sehr gut in die Arbeitswelt – jemandem die Sporen geben! Das ist ganz nah an: Wir müssen die Mitarbeiter motivieren! Das geht in den meisten Fällen nach hinten los. 

Als ich mein erstes Team disziplinarisch führen durfte, war ich 27. Dank der vorherigen Arbeitgeber konnte ich auf das Wissen aus vielen Seminaren zum Thema Führung zurückgreifen. Zu mindestens theoretisch. Zugegebenermaßen habe ich mir meinen Einstieg in die Führungsrolle etwas anders vorgestellt, denn der Plan nach zehn Jahren als Art Director in Werbeagenturen war es, dass ich die Abteilung Kreation leiten werde. In Werbeagenturen tickt die Welt anders: flexible Arbeitszeiten (allerdings auch bis in die Nacht hinein), lockere Umgangsformen (manchmal auch unterhalb der Gürtellinie) und maximal kreativ (auch was mein Zeit-/ Projektmanagement und die Prozesse betraf). Daher konnte ich mir nicht vorstellen auf Unternehmensseite zu arbeiten. Aber wie heißt es so schön: Erstens kommt es anders und zweitens als du denkst. Und so ließ ich mich auf das Abenteuer ein – oder besser auf den Kulturschock.

Neben dem eher konservativen Arbeitsalltag inkl. Stechuhr schockierte mich vor allem eins: die Unlust. Wie kann man Tag für Tag zur Arbeit gehen und keinerlei Spaß an dem haben, was man tut? Nur Arbeiten um Geld zu verdienen? Highlights des Tages: die Treffen in der Kaffeeküche um sich gemeinsam über die aktuelle Lage auszutauschen, die übrigens ein Dauerzustand war. “Früher war alles besser” dicht gefolgt von “Das haben wir schon immer so gemacht” und “Der nächste Geschäftsführerwechsel kommt bestimmt” sind nicht nur ein Klischee.

Nun gehöre ich zu den Personen, die jeden Morgen gerne zur Arbeit gehen und etwas bewegen wollen. Euphorische Reden und intensive Einzelgespräche führten anfänglich nicht zu dem Erfolg, den ich mir erhofft hatte. Vielleicht lag es auch daran, dass ich meine Erfahrungen primär aus Büchern und Seminaren hatte. Wie schaffe ich es, die Kollegen zu motivieren?

Muttivation vs. Inspiration - welche Rolle spielst du bei der Mitarbeitermotivation

Moneyvation: Mitarbeitermotivation mit Moneten

Wenn du bereits ein Team geleitet hast, kennst du bestimmt folgende Situation: Ein Mitarbeiter kommt zum Mitarbeitergespräch und das einzige Thema, das er mitbringt, ist die gewünschte Gehaltserhöhung. Motivieren durch Moneten. Und sicher hast du, wie ich, die Erfahrung gemacht, dass diese Moneyvation maximal zwei Monate hält – die erste Freude ist die Zusage (Monat 1) und die zweite, wenn die Erhöhung auf dem Gehaltsscheck zu sehen ist (Monat 2). Danach geht es schwupps wieder zurück in den ernüchternden Alltag. Es gibt knapp 1.000 Bücher zum Thema Mitarbeitermotivation und inzwischen sollten wir alle wissen, dass die extrinsische Motivation nicht das Wahre ist. Dennoch ist es der erste und naheliegende Versuch. In Büchern wird gerne von intrinsischer Motivation geschrieben. Ich bevorzuge Inspiration. 

Die wahre Motivation: Inspiration

Das Wort kommt ebenfalls aus dem Lateinischen und setzt sich aus in ‚hinein‘ und spirare ‚hauchen‘ zusammen. Also ähnlich dem Spiritus, was so viel wie Atem, Seele oder Geist bedeutet. Kein Wunder, dass Menschen, die begeistern oftmals als inspirierend bezeichnet werden. Wenn du es also schaffst, die Menschen auf dem Weg mitzunehmen, wenn sie das große Ganze kennen, dich gerne begleiten, dann kannst du ein richtig guter Chef sein.  

Ich gehe gerne und regelmäßig mit Menschen in den Dialog und tausche die Standpunkte aus. Dabei vertrete ich die Meinung, dass die ewige Begeisterung unser Ziel sein sollte. Ich würde mir wünschen, dass wir uns immer wieder daran erinnern, wie wir als Kind waren und auch öfters mal die Kinder in unserem Umfeld bewusst beobachten und von dieser Einstellung lernen. Wenn wir das Kindliche mit unserem heutigen Wissen, mit unserer Erfahrung, kombinieren, haben wir den meisten Menschen einiges voraus. Kinder sind mutig, wissbegierig, schonungslos ehrlich und begeisterungsfähig, wenn sie eine Idee verfolgen.

Alle Menschen sollten ihre Kindheit von Anfang bis Ende mit sich tragen. Astrid Lindgren

Diese Begeisterungsfähigkeit erkennt man vor allem an dem Leuchten in den Augen, und damit erobern sie unsere Herzen. Sie leben den PIRAT in Inspiration. Übrigens hat Steve Jobs schon gesagt: „Es ist besser, ein Pirat zu sein als der Navy beizutreten. Lasst uns Piraten sein.“

Ich bin da absolut seiner Meinung – es ist Zeit für mehr Pirat-Sein in unserer Welt. Du hast die Wahl: Muttivation oder Inspiration.

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