Futurologie – Wie sieht die Welt in 3652 Tagen aus?

Die Futurologie wird auch als Zukunftsforschung betitelt und ich finde den Ansatz, sich zu überlegen, wo man in 3652 Tagen steht, extrem spannend. In der Methode geht es darum sich zu überlegen, wo der untersuchte Markt in 3652 Tagen steht. 3652 Tage? Das sind doch 10 Jahre – warum also nicht in 10 Jahren? Ganz einfach – 3652 Tage sind gefühlt nicht so weit weg wie 10 Jahre, damit ist es greifbarer und realistischer. Die Futurologie schränkt außerdem nicht ein und gibt Spielraum für Kreativität und lässt viele Zukunftsszenarien zu, die sich sowohl von persönlichen als auch potenziellen Möglichkeiten auszeichnen.

Kreativ, mutig und radikal – Zukunft neu gedacht

Durch die Futurologie ergeben sich völlig neue Möglichkeiten, die heute so nicht gesehen werden, denn das gängige Zukunftsverständnis lebt von Reaktionen und weniger von vorausschauenden Aktionen. Das sehen wir sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik. Es fehlt an Visionen und vorausschauendem Denken. In Deutschland „hecheln“ wir hinterher. Früher waren wir die Spitzenreiter, wenn es um Entwicklung und Innovationen ging. Heute durchdenken wir zu lange, das Fail Fast Prinzip fehlt – noch mehr fehlt es an Mut. Mut, radikal zu denken und zu handeln – die Welt in Gänze zu betrachten.

Dank der Disruptionen funktionieren Märkte heute anders. Am Beispiel AirBnB sieht man, dass der größte Übernachtungsanbieter kein einziges Hotelzimmer besitzt. Und wäre UBER heute so erfolgreich, wenn sie sich Gedanken gemacht hätten, wie man die Taxis besser (z. B. noch komfortabler) machen kann? Sicher nicht! Es sind die Kreativität, der Mut und die radikalen Ideen, die uns in die Zukunft führen.

Futurologie retrospektiv: die Fotografie

Futurologie retrospektiv am Beispiel Fotografie: Wir werden immer Momente festhalten wollen
Damals wie heute: Wir halten unsere schönen Momente fest

Einer der bekanntesten Beispiele für Disruption ist der gefürchtete „Kodak-Moment“ – was als Claim der Firma bekannt wurde, steht heute für einen der größten wirtschaftlichen Fehler seitens eines Unternehmens. Denn Kodak glaubte nicht an eine Zukunft, in der es nur digitale Fotografie geben wird. Und das, obwohl der Ingenieur aus den eigenen Reihen die Digitalkamera erfunden hat. An sich muss man ja sagen, dass sie irgendwie auch recht hatten, denn die Digitalkamera hat sich auch nicht durchgesetzt. Ich selber fotografiere die meiste Zeit mit meinem Handy.

Wenn Kodak damals die Futurologie als Methode angewandt hätte, hätten sie vielleicht mutigere und radikalere Annahmen getroffen, so zum Beispiel, dass immer mehr fotografiert wird, aber kaum jemand einen Fotoapparat nutzt, dass nicht nur besondere Momente, sondern auch die Banalitäten des Alltages festgehalten werden. Fotos werden gemacht, um sich auch an Texte, Straßennamen etc. zu erinnern. Die Aufnahmen werden nicht nur haptisch gezeigt, sondern durch die Erweiterung des Internets digital gespeichert und verteilt. Die Bildbearbeitung wird sich durch die Digitalisierung mehr und mehr automatisieren.

Im Grunde geht es um drei Dinge: Was bleibt? Was wird Einfluss nehmen? Was will ich? Im diesem Fall bleibt ganz sicher, dass Menschen alles Mögliche festhalten und sich über Erlebtes austauschen wollen. Einfluss nimmt die Digitalisierung und die Informationstechnologie. Und Kodak hätte sich schon früher überlegen können wir die Digitalisierung in dem Bereich noch schneller gepusht wird und welche Lösungen sie heute anbieten können. Heute beschäftigt sich Kodak übrigens auch mit der Software, die Korrekturen vornehmen kann – das hätten sie schon viel früher angehen können.

Futurologie gelebt: UBER

Futurologie gelebt: Beispiel UBER
UBER betrachtet Mobilität nicht nur in Gänze, sie sind auch vorbereitet auf autonomes Fahren

UBER betrachtet das Segment „Mobilität“ tatsächlich in Gänze, also übergreifend mit Blick auf die Menschen, die es nutzen. Die Automobilhersteller beispielsweise betrachten bei der Mobilität primär die Autos und den Antrieb, die deutsche Bahn hat sich dem Thema Mobilität zwar auch weitfassender angenommen, aber setzt sich nicht durch. Vielleicht auch ein Mangel an Usability und Nichtbetrachtens des Endverbrauchers. Es geht vor allem darum die PainPoints zu finden und zu eliminieren.

Dies wird bei der DB beispielsweise durch Flinkster und Call a bike aus Sicht der Mobilität erreicht, aber aus Kundensicht betrachtet fehlt ein wesentlicher Aspekt – die Menschen sind faul. Flinkster Autos und Call a bike Fahrräder sind an bestimmten Orten – da muss man erst einmal hinkommen. UBER schafft das, was wir alle bräuchten: möglichst viele WIN-WIN-Situationen. In dem Fall: Das Auto kommt zu mir.

In Zukunft werden die Menschen immer noch von A nach B reisen wollen oder müssen. Auch Dinge werden von A nach B befördert – siehe Essensbestellungen oder auch die Medikamentenversorgung. Schon heute bietet UBER diese Möglichkeiten und sie weiten diese auch immer weiter aus. Sie nutzen vorhandene Ressourcen (Privatpersonen, die mit dem Auto unterwegs sind) und setzen sie so vielseitig wie möglich ein.

Der Trend der Sharing Economy macht sich in vielen Bereichen bemerkbar. Warum eine Bohrmaschine kaufen, die man evtl. nur einmal im Jahr nutzt, wenn man sie auch leihen kann. Neben alltäglichen Gegenständen wirkt sich dies auch immer weiter auf die Mobilität aus. In den meisten Großstädten gibt es die gleichen Probleme: zu viele Autos, zu wenig Parkplätze. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind zwar vorhanden – doch hier kommen Aspekte wie Flexibilität, Komfort, Ruhe etc. zum Tragen.

Aus Sicht der Menschen, die meist kein Auto benötigen, sind Alternativen wie E-Scooter, UBER, Call a Bike etc. gern genutzt. Aus Sicht der Autofahrer ist UBER ein lukrativer Nebenverdienst. Sie haben oftmals ohnehin fixe Wege oder aber sie nutzen die Zeit außerhalb der regulären Arbeit um sich etwas dazuzuverdienen. Diese Selbstständigkeit ist ähnlich wie bei Taxifahrern, ist aber wesentlich unabhängiger und flexibler.

Apropos Taxifahrer – hier wird natürlich ein bisher starkes, etabliertes Marktsegment angegriffen und teilweise verdrängt. Die App FreeNow (früher myTaxi) breitet sich weiter aus – inkludiert allerdings die TaxifahrerInnen (wenn diese das wollen). Hingegen UBER und bereits andere Dienste nicht. Wenn ich via GoogleMaps eine Route berechnen lasse, kam früher die Option Taxi rufen. Heute gibt es Optionen UBER rufen oder E-Scooter nutzen.

Ein wichtiger Aspekt ist natürlich die Zukunft dahingehend zu betrachten, dass die Zeit des autonomen Fahrens kommen wird. Vor allem in Deutschland wird dies noch dauern, aber in anderen Ländern ist man da schon viel weiter. UBER verbindet und vernetzt – dies kann man als Disruption beschreiben. Heute verbinden und vernetzen sie die Menschen mit den Menschen – in Zukunft die autonomen Autos mit den Menschen. Sie haben damit sich damit so zukunftssicher wie möglich aufgestellt – es ist die Technik und sind nicht die Menschen, auf die es ankommt. Zumindest in der Umsetzung. In der Nutzung sind es die Menschen und auch hier ist es so zukunftssicher, wie es heute nun mal möglich ist, aufgebaut.

Das Vertrauen in die Marke UBER wird heute geschaffen und etabliert. Wenn in Zukunft die Menschen eine Maschine (das autonome Auto) rufen, dann wird das relativ normal sein, denn sie rufen UBER und ob sie dann von einem Menschen oder eine Maschine abgeholt werden, ist sekundär. Ähnlich wie Amazon sich über die Jahre hinweg eine starke Marke aufgebaut hat. Hier hinterfragen auch die wenigsten woher die Ware kommt, welche Daten man über sich freigibt und wie die Arbeitsbedingungen bei Amazon sind. Stattdessen erfreuen sich die User am „Mitdenken“, der Bequemlichkeit und den personalisierten Vorschlägen.

Futurologie angewendet: die Apotheke vor Ort

Futurologie angewandt: die Apotheke vor Ort
Wie sieht die Apotheke vor Ort in 10 Jahren aus? Oder sollte man fragen, wie die Medikamentenversorgung in 3652 Tagen aussieht?

Wenn man wissen will, wie es in der eigenen Branche so aussieht, hilft es „Future of X“ zu googlen. Im Fall von Eigenheiten des deutschen Marktes, wie beispielsweise der Apotheken vor Ort, würde ich „Zukunft der Apotheke“ googlen. Mit Sicherheit ist ein Blick über den Tellerrand darüber hinaus dennoch sehr sinnvoll, also „furture of pharmacy“ zu suchen. Auch wenn manche Szenarien in unserem deutschen Markt nicht funktionieren, so kann es sein, dass sie in ein paar Jahren möglich sind.

Ein Beispiel ist Amazon. Das Unternehmen ist in dem Segment Pharmazie/Gesundheit sehr aktiv. In diesem Monat gab Amazon bekannt, den Versand von Medikamenten (Amazon Pharmacy) zu starten. Die Gesundheit und der Markt um die Medikamente ist einer der attraktivsten überhaupt – klar, dass hier die großen Player mitspielen wollen. Ich habe einen Artikel über die Apotheke vor Ort in 10 Jahren bereits Anfang des Jahres geschrieben – diesen findest du hier.

Zusammenfassend geht es um drei Fragen aus der Futurologie:
1. Was bleibt? Die Menschen müssen mit Medikamenten versorgt werden.
2. Was nimmt Einfluss? Digitalisierung (Automatisierung, IT und neue Technologien), Logistik/Versandhandel, Politik
3. Was wünsche ich mir?

Den zweiten Punkt gilt es regelmäßig zu prüfen – sei es solche News, wie sie von Amazon regelmäßig kommen, neue Trends, wie der 3D-Drucker (mit dem man Patienten-individuelle Medikamente sehr einfach produzieren kann) oder aber politische Entscheidungen wie die eRezept-Pflicht, die ab dem 01.01.2022 in Kraft tritt – was bedeutet, dass das rosa Rezept komplett digitalisiert sein wird – das macht die Online-Bestellung noch einfacher.

Die dritte Frage habe ich für mich beantwortet. Wie ich mir die Zukunft der Apotheke vor Ort wünsche. Das kann natürlich jede Apotheke für sich selbst entscheiden. Sie kann den Weg weitergehen wie bisher. Und in den nächsten 5 Jahren schließen.

Oder die Apotheken, die in Deutschland inhabergeführt sind, tun sich zusammen, agieren gemeinsam und gehen neue Wege. „Aus ich wird wir“, erzähle ich bereits seit über zwei Jahren in meinen Vorträgen. Verbinden & vernetzen – so wie in allen anderen Branchen auch ist das der Schlüssel der Zukunft.

Denn ich, als Patientin, sehe das rote A – ob das nun die Rathaus Apotheke oder die Sonnen Apotheke ist, ist mir ziemlich egal. Wenn ich wenig Zeit habe, wünsche ich mir, dass mein Medikament da ist, wenn ich es brauche. Ein zweites Mal hinzumüssen, nervt. Ein freundliches Lächeln, eine Empfehlung, ein extra Tipp zur Anwendung – das ist der Grund, warum ich gerne in eine Apotheke gehe. Und vor allem in der Großstadt, wo drei Apotheken in unmittelbarer Nähe sind, wird das der ausschlaggebende Grund sein, warum Apotheke 1 schließt und Nummer 2 & 3 überleben. Vielleicht bleibt auch nur noch eine übrig, da zunehmend online bestellt wird.

Daher ist es wichtig online präsent und erreichbar zu sein. Apps einzusetzen ist elementar – und zwar am besten eine bewerben, aber alle anderen bedienen können. Denn der Patient entscheidet, mit welcher App er vorbestellen möchte. Das sind nur die Basics, die eigentlich schon in den letzten Jahren hätten etabliert werden müssen. Es gilt sich darüber hinaus immer wieder mit den Trends auseinanderzusetzen. Und nicht zuletzt ist es wichtig, das eigene Team mitzunehmen – denn neben den vielen neuen Rahmenverträgen, Lieferengpässen, Dokumentationen und dem ganzen anderen Tagesgeschäft – bleibt eigentlich keine Zeit für mutige, radikalen und zukunftsweisenden Ideen. Ein Innovationsmanagement und damit auch verbundene Changemanagement sind damit unerlässlich.

Futurologie Angebot

Wenn du mit mir ein paar Szenarien durchspielen möchtest, dann melde dich bei mir via moin@danihildebrand.de. Gerne können wir anhand der Futurologie einen Blick in die Zukunft deines Geschäftsbereiches wagen – natürlich mutig, kreativ und radikal.

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