Paare in der Führung

PowerPaare in der Führung

Manche lernen sich während des Studiums kennen und lieben, andere kommen als Quereinsteiger an die Seite eines Inhabers. Egal wie der Weg in die gemeinsame Apotheke geführt hat, einige besondere Herausforderungen bringt die Unternehmensführung mit sich. Vier Säulen helfen, ein stabiles Fundament der Apothekenliebe zu schaffen.

Oftmals ist die Führung der Apotheke vorgegeben – der Sohn oder die Tochter übernimmt die Apotheke oder aber nur einer der beiden ist Apotheker. Und so entscheiden sich die meisten Apotheken, die von Paaren geführt werden, für den klassischen Weg (e. K.) und damit gegen eine mögliche OHG. Die dafür Gründe sind zudem oft die Präsenzpflichten bei einer OHG, die mit Kindern nicht immer abbildbar sind, aber auch die eigentlichen Vorteile einer solchen Unternehmensform, wie beispielsweise die Verteilung der Aufgaben oder das Stemmen der Finanzen, die bei Paaren ohnehin gegeben sind. Unabhängig welche Rechtsform es ist, würden einige erfahrene Apothekenpaare zusätzlich einen Ehevertrag empfehlen – so unromantisch das scheint – für den Fall der Fälle ist es elementar klare Regelungen zu haben. Neben dem rechtlichen Rahmen, der hier nur angerissen wurde, gibt es wichtige Erfolgsfaktoren, die zu einem harmonischen Miteinander beitragen – sowohl für das Paar als auch im Team.

Wertevoll durch den Wandel

Bei all den Einflüssen, die auf die Vor-Ort-Apotheke einprasseln, braucht es zum einen maximale Flexibilität, zum anderen wichtige Leitplanken. Daher ist es in diesen Zeiten besonders wichtig, die eigenen Werte zu kennen: als Individuum, aber auch als Paar und für die Apotheke. Sprecht über die einzelnen Werte, denn jede Person interpretiert die Werte auf die eigene Art und Weise. So könnt ihr mögliche Differenzen oder Unstimmigkeiten klären.  

Mit den persönlichen, beruflichen und partnerschaftlichen Werten legt ihr eine wichtige Basis für die zu treffenden Entscheidungen und sorgt für ein ausgewogenes Miteinander.

Praxis-Tipp: Sammelt im nächsten Teammeeting Werte z. B. auf einem Flipchart und lasst sie von dem Team priorisieren, indem ihr jedem 3 Klebepunkte gebt, die die Person an solche Werte kleben kann, die ihr besonders wichtig sind. So habt ihr gemeinsame Werte, auf die ihr euch berufen können.

Klare Aufteilung

Neben den pharmazeutischen Tätigkeiten gilt es, als Doppelspitze die Bereiche der Unternehmensführung klar aufzuteilen. Zu den Unternehmensaufgaben gehören die strategische Ausrichtung (z. B. Vision, Marktanalyse), die operative Führung (z. B. Personal, Aufgabenverteilung, Prozessoptimierung), das Controlling, aber auch die soziale Unternehmungsführung. Bei der sozialen Führung geht es darum, die Ziele der Apotheke zu verinnerlichen und vorzuleben. Das Team kann man nicht motivieren, aber man kann es inspirieren und damit die intrinsische Motivation aktivieren. Werte und Transparenz sind weitere wichtige Aspekte. 

In der Regel liegen persönliche Präferenzen und Fähigkeiten vor, die dazu führen, dass im Alltag die Aufgaben aufgeteilt werden. Es ist empfehlenswert, dass es hierbei eine klare Aufteilung gibt, denn oft ist es so, dass das ein oder andere Thema bei beiden angesiedelt ist und dem Team nicht klar ist, wer ihr Ansprechpartner ist. Selbstverständlich ist es möglich, dass eine Person alle unternehmerischen Aufgaben übernimmt – dies ist eine klare Aufteilung und auch für die Mitarbeitenden verständlich. Wenn die andere Person allerdings aktiv im Team arbeitet, wird sie automatisch als Teil der Führung wahrgenommen und es kann zu Differenzen kommen. 

Praxis-Tipp: Visualisiert die Aufgabenteilung für euch und euer Team – je größer euer Team ist, umso wichtiger ist das Organigramm, das daher auch einer der ersten Punkte im QMS Handbuch ist und in der Praxis viel zu selten realisiert und überprüft wird.

Gemeinsame Vision

Eine Vision ist die Vorstellung, wo die Reise hingehen soll. Wir befinden uns tagtäglich auf dem Weg dahin – dieser kann auch mal steinig sein und Umwege beinhalten. Wenn ihr als Paar nun aber unterschiedliche Visionen habt, ist dieser Weg noch viel schwieriger zu bestreiten. Daher braucht ihr eine Klarheit darüber, wie die Zukunft der Apotheke aussehen soll – das kann an inhaltlichen Themen, Wachstum der Apotheke(n) und Mitarbeitenden, aber auch an den Kundenzahlen gemessen werden. Manche Menschen benötigen sehr detaillierte Visionen, die über mehrere Seiten niedergeschrieben sind, anderen reicht eine grobe Vorstellung. Wichtig ist hier, dass das Commitment zwischen euch getroffen ist.

Vielen ist nicht bewusst, wie wichtig in diesen turbulenten Zeiten eine Vision ist. „Das kann sich doch alles so schnell wieder ändern“ Absolut, genau das ist der Wandel. Wir sehen am E-Rezept, das vor gut 18 Jahren die ersten Pilotprojekte erfahren durfte, dass man sich gut vorbereiten und planen kann, aber sich meist in maximaler Flexibilität üben darf. Das erfuhren die Vor-Ort-Apotheken ganz besonders in der Coronazeit mit den ständig neuen Anforderungen, die an sie gestellt wurden. Mit den Werten und einer klaren Vision können schneller Entscheidungen getroffen werden.

Praxis-Tipp: Nutzt die Methode der Futurologie. Hier stellt man sich vor, wie die Welt in 3652 Tagen aussieht – welche Dinge bleiben, was wird sich für die Apotheke vor Ort verändern? Welche Entwicklungen sind damit verbunden? Welche anderen Branchen wirken auf die Zukunft Ihrer Apotheke ein? Welche Signale lassen sich für diese Zukunft bereits erkennen? Wo gibt es Anzeichen für Veränderung? Welche Zukunft würde man selbst gerne realisiert sehen? Welche Szenarien wären zum eigenen Vorteil? Was ließen sich zu der Verwirklichung der eigenen Präferenz beitragen? Betrachtet hierbei auch euer lokales Umfeld.

Abgestimmte Kommunikation

Die Stimmung im Team ist entscheidend und als Apothekenpaar ist das allerwichtigste, dass ihr als 2er Team hinter allen Entscheidungen stehen und dass ihr die andere Person nie bloßstellen. Das mag (hoffentlich) selbstverständlich sein, dennoch ist eine Reaktion im Affekt oder auch eine spaßige Bemerkung nicht angebracht. Regelmäßige Meetings mit dem gesamten Team solltet ihr gemeinsam leiten und über die aktuellen Themen informieren – jeder über seine Ressorts. 

Als Doppelspitze passiert es immer wieder, dass der eine denkt, dass der andere das schon gesagt hat. Wenn die Aufgaben klar verteilt sind und jede Person auch weiß, dass sie seine Parts zu kommunizieren hat, funktioniert es am besten. Kommunikation ist die wichtigste Basis und steht bei den meisten Teams bei einer Abfrage „Was können wir besser machen?“ an erster Stelle.

Diesen Artikel habe 2022 für die Apotheker Zeitung geschrieben.

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